So manchen erstaunten Blick ernteten die Teilnehmer einer Exkursion zum Thema Flechten und Moose, als sie die unscheinbaren "Flecken" auf dem Asphalt buchstäblich unter die Lupe nahmen. Lothar
Kalok, Experte für Moose, Flechten und Pilze des NABU Wettsaasen , erläuterte Merkmale und Unterschiede der interessanten winzigen Gewächse, die aus einer Symbiose aus Pilzen und Algen bestehen.
Die verschiedenen Erscheinungsformen sind namengebend, es gibt die schorfartig wachsenden Krustenflechten, Laub- oder Blattflechten zeigen einen blattartigen Wuchs, während die Strauchflechten
wie kleine Büsche aufrecht stehend oder von Bäumen herabhängend wachsen. Weil Flechten keine Wurzeln haben richten sie auf dem besiedelten Untergrund keinen Schaden an. Sie sind allerdings
dadurch auf Feuchtigkeits- und Nährstoffzufuhr aus der Luft angewiesen. Das macht sie zu Indikatoren für Luftverschmutzung, da sie bei erhöhten Schadstoffen in der Umgebung nicht gedeihen
können.
Durch ihre Anspruchslosigkeit gedeihen Flechten auch in den extremsten Lebensräumen, sie kommen in 5000m Höhe vor, auf blankem Fels sind sie ebenso zu finden wie in Wüsten, Mooren und
Permafrostgebieten.
Nach den aufschlussreichen Erläuterungen durch Lothar Kalok wurden die Lupen gezückt und das Brückengeländer sowie der Asphalt genau inspiziert. Mit bloßem Auge sah so mancher Fleck aus wie ein
Klecks Zement, ein Rostfleck oder ein zertretener Kaugummi. In Vergrößerung öffnete sich den zum Teil sehr fachkundigen Teilnehmern ein Blick wie in eine fremde Welt. Wunderschöne Formen und
Farben gab es zu sehen, ineinanderfließend oder scharf abgegrenzt, mit Punkten durchsetzt oder behaart.
Weite Wege brauchten die Teilnehmer dieser Veranstaltung nicht zurücklegen, schon nach wenigen Schritten in eine Seitenstraße fanden sich weitere farbenprächtige Exemplare auf den
unterschiedlichsten Untergründen. Nicht nur auf dem Basalt der Brücke und dem Asphalt der Straße fühlen sich die kleinen Überlebenskünstler wohl, sie wachsen genauso gern auf Betonpfosten,
Leitplanken und natürlich auf Bäumen und Altholz. Hier fanden sich auch einige sehr hübsche Moose, die im Gegensatz zu den Flechten eindeutig der Pflanzenwelt zugeordnet werden können. Auch sie
nehmen ihre Nährstoffe aus der Luft und dem Regenwasser auf, bevorzugen aber eine dunkle und ungestörte Umgebung.
Mit einem herzlichen Dankeschön an Lothar Kalok endete der sehr interessante und spannende Ausflug in unbekannte Welten.
Text: Karin Brand
Flechten und Moose auf einem Pfosten, der mit Zement aufgefüllt wurde.
Linke Hälfte: Gelbflechte (Xanthoria parietina) (gelb)
Rechte Hälfte: Blaugraue Schwielenflechte (Physcia caesia)
Oben links: Kreisförmige Schwielenflechte (Phaeophyscia orbicularis) (dunkelgrau)
Oben Mitte: Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata)
Foto: Karin Brand Text: Lothar Kalok
Flechten und Moose auf einem großen Basaltstein
In der Mitte mit weißlichem Lager und weinroten Fruchtkörpern mit hellem Rand:
Ergossene Trapelia (Trapelia coarctata) , ca 2 cm Durchmesser
Links unten und oben: Zarte Schwielenflechte (Physcia tenella)
Rechte obere Ecke: Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata)
Foto und Text: Lothar Kalok
Relativ große Flechte auf einem Baumstamm
Krausblättrige Punktflechte (Punctelia jeckeri)
ca 8 cm Durchmesser