28. Januar 2018

Kleine Welten auf Beton

Gelungener Ausflug des NABU Wettsaasen in die Welt der Flechten und Moose

So manchen erstaunten Blick ernteten die Teilnehmer einer Exkursion zum Thema Flechten und Moose, als sie die unscheinbaren "Flecken" auf dem Asphalt buchstäblich unter die Lupe nahmen. Lothar Kalok, Experte für Moose, Flechten und Pilze des NABU Wettsaasen , erläuterte Merkmale und Unterschiede der interessanten winzigen Gewächse, die aus einer Symbiose aus Pilzen und Algen bestehen. Die verschiedenen Erscheinungsformen sind namengebend, es gibt die schorfartig wachsenden Krustenflechten, Laub- oder Blattflechten zeigen einen blattartigen Wuchs, während die Strauchflechten wie kleine Büsche aufrecht stehend oder von Bäumen herabhängend wachsen. Weil Flechten keine Wurzeln haben richten sie auf dem besiedelten Untergrund keinen Schaden an. Sie sind allerdings dadurch auf Feuchtigkeits- und Nährstoffzufuhr aus der Luft angewiesen. Das macht sie zu Indikatoren für Luftverschmutzung, da sie bei erhöhten Schadstoffen in der Umgebung nicht gedeihen können.
Durch ihre Anspruchslosigkeit gedeihen Flechten auch in den extremsten Lebensräumen, sie kommen in 5000m Höhe vor, auf blankem Fels sind sie ebenso zu finden wie in Wüsten, Mooren und Permafrostgebieten.


Nach den aufschlussreichen Erläuterungen durch Lothar Kalok wurden die Lupen gezückt und das Brückengeländer sowie der Asphalt genau inspiziert. Mit bloßem Auge sah so mancher Fleck aus wie ein Klecks Zement, ein Rostfleck oder ein zertretener Kaugummi. In Vergrößerung öffnete sich den zum Teil sehr fachkundigen Teilnehmern ein Blick wie in eine fremde Welt. Wunderschöne Formen und Farben gab es zu sehen, ineinanderfließend oder scharf abgegrenzt, mit Punkten durchsetzt oder behaart.


Weite Wege brauchten die Teilnehmer dieser Veranstaltung nicht zurücklegen, schon nach wenigen Schritten in eine Seitenstraße fanden sich weitere farbenprächtige Exemplare auf den unterschiedlichsten Untergründen. Nicht nur auf dem Basalt der Brücke und dem Asphalt der Straße fühlen sich die kleinen Überlebenskünstler wohl, sie wachsen genauso gern auf Betonpfosten, Leitplanken und natürlich auf Bäumen und Altholz. Hier fanden sich auch einige sehr hübsche Moose, die im Gegensatz zu den Flechten eindeutig der Pflanzenwelt zugeordnet werden können. Auch sie nehmen ihre Nährstoffe aus der Luft und dem Regenwasser auf, bevorzugen aber eine dunkle und ungestörte Umgebung.


Mit einem herzlichen Dankeschön an Lothar Kalok endete der sehr interessante und spannende Ausflug in unbekannte Welten.

 

Text: Karin Brand

Flechten und Moose auf einem Pfosten, der mit Zement aufgefüllt wurde.

Linke Hälfte: Gelbflechte (Xanthoria parietina) (gelb)

Rechte Hälfte: Blaugraue Schwielenflechte (Physcia caesia)

Oben links: Kreisförmige Schwielenflechte (Phaeophyscia orbicularis) (dunkelgrau)

Oben Mitte: Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata)

Foto: Karin Brand Text: Lothar Kalok

Flechten und Moose  auf einem großen Basaltstein

In der Mitte mit weißlichem Lager und weinroten Fruchtkörpern mit hellem Rand:

Ergossene Trapelia (Trapelia coarctata) , ca 2 cm Durchmesser

Links unten und oben: Zarte Schwielenflechte (Physcia tenella)

Rechte obere Ecke: Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata)

Foto und Text: Lothar Kalok

Relativ große Flechte auf einem Baumstamm

Krausblättrige Punktflechte (Punctelia jeckeri)

ca 8 cm Durchmesser

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