Nasswiesen mit großen Flachwasserbereichen beherbergen eine Vielzahl von Fröschen und anderer Amphibien. Da liegt es auf der Hand, dass diese Tiere eine entscheidende Nahrungsquelle darstellen. Bei frischen Wiesen und Äckern spielt eine Vielzahl anderer Arten eine überlebenswichtige Rolle für die Ernährung der Weißstörche und der Aufzucht der Jungen.
Die Nahrungsaufnahme von Kleinsäugern kann mit Hilfe eines Spektivs beobachtet werden, kleinere Beutetiere lassen sich aber so nicht nachweisen. Mit Hilfe einer Gewölleanalyse erhält man Informationen über verzehrte kleine Beutetiere. Gewölle sind unverdaute Beutereste von Greifvögeln, Krähen, Möwen und eben auch von Störchen. Im Magen dieser Vögel zu Ballen geformt und über die Speiseröhre ausgewürgt geben Gewölle Auskunft über die aufgenommene Nahrung, weil sie Zähne, Haare, Federn, Stacheln, Fischschuppen oder Chitinreste von Käfern enthalten. Bruchstücke eben dieser Gewölle wurden im Juli unter dem Horst der Wettsaasener Störche gesammelt. Die rötlichbraunen Speiballen wurden in Wasser eingeweicht, zerpflückt und anschließend mikroskopisch untersucht.
Die Ergebnisse bilden nur eine Momentaufnahme vom Juli dieses Jahres ab. Da es sich bei den untersuchten Gewöllen um Bruchstücke handelte, musste auf eine quantitative Analyse verzichtet werden. Von den Regenwürmern blieben im Gewölle außer Sand nur noch Borsten übrig. Kleinsäuger verrieten sich durch unverdauliche Haare. Die Haare stammen sehr wahrscheinlich von Feldmäusen. Knochenreste konnten nicht festgestellt werden, da sie von der Magensäure im Storchenmagen in den meisten Fällen vollständig aufgelöst werden. Die gefressenen Heuschrecken konnten nur anhand der verbliebenen Beißwerkzeuge (Mandibeln) sowie Hinterbein-Fragmenten nachgewiesen werden. Anhand der Mandibelformen wurden Feldheuschrecken und Laubheuschrecken erkannt. Ein überraschend großes Artenspektrum (20 Arten) zeigten die Käfer, die durch Reste der Deckflügel, von Köpfen und von Beinen unter Mitwirkung eines Käferspezialisten identifiziert wurden. Laufkäferarten, darunter der auffällige „Goldschmied“, waren mit neun Arten am häufigsten, gefolgt von Rüsselkäfern (fünf Arten) und Aaskäfern (zwei Arten). Schnellkäfer, Pillenkäfer, Mistkäfer und Zwerghirschkäfer runden das Bild ab. Die Bedeutung der Käfer für die Ernährung der Weißstörche ist deshalb so groß, weil im Käfer energiereiche Fette eingelagert sind.
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Paul-Walter Löhr, Mücke