April 2020

Die Rotmilane beginnen ihr Brutgeschäft

- Über die Rotmilane in Mücke -

von Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

 

Der Rotmilan mit einer Flügelspannweite von etwa 1,60 m und seinem tiefgegabelten rostroten Schwanz gehört zu den Charaktervögeln des Vogelsberges.

 

Verwechslungsmöglichkeiten gibt es mit dem deutlich dunkleren Schwarzmilan. Den Winter verbringen unsere Milane wohl in Frankreich und Spanien. In diesem Jahr sind die meisten Mücker Milane schon in der ersten Februarwoche zurückgekehrt. Als relativ reviertreue Vögel brüten die Milane häufig über viele Jahre im selben Waldgebiet; auch über viele Jahre mit demselben Partner. Dabei können sie ein Alter von über 20 Jahren erreichen. In der Gemeinde Mücke brüten aktuell etwa 12 Rotmilanpaare. Pro Jahr zieht jedes Paar durchschnittlich etwa 1-2 Junge groß, die Ende Juni den Horst verlassen. Angewiesen sind die Vögel auf störungsfreie Altholzbestände, in denen sie ihren Horst bauen, umgeben von offenen Landschaftselementen, wie Wiesen, Weiden, Hecken und Äckern.  Die Milane sind typische Grenzgänger bzw. Grenzflieger. Auf ausgedehnten Suchflügen spähen sie segelnd und gleitend entlang von Wegrändern, Hecken, Straßenrändern und frischen Mähwiesen nach Nahrung. Auch die Dörfer werden regelmäßig abgesucht. Aktiv erbeuten Milane vor allem Kleinsäuger, wie Mäuse, verschmähen aber auch kein Aas. Gerade im März und April kann man die Milane auch bei der Regenwurmjagd auf Äckern beobachten. Die Regenwürmer werden im Suchflug erspäht oder zu Fuß erbeutet. Es wird vermutet, dass die Regenwürmer wichtigen Kalk für die Ausbildung der Eierschalen liefern.

Eine Gefahr geht für diese Segelflieger von Windenergieanlagen aus. Bei entsprechenden Wind beträgt die Rotorgeschwindigkeit an der Rotorflügelspitze weit über 100 Km/h. Die Vögel sehen den Rotor nicht kommen und können, wenn ihre Segelbahn den Radius der Rotoren kreuzt, von diesen erschlagen werden. Allein für die 10 Windenergieanlagen „Alte Höhe“ bei Wohnfeld sind seit 2011 7 tote Milane als Zufallsfunde registriert; für ganz Hessen sind es derzeit 61 tote Rotmilane  (https://www.lfu.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.312579.de). Um das Tötungsrisiko gering zu halten, sollen in Hessen die Windenergieanlagen einen Mindestabstand von 1000m zum nächsten Horst der Milane nicht unterschreiten.

 

Die Milane haben aber auch mit der Intensivierung der Landwirtschaft zu kämpfen, was eine Verringerung ihrer Nahrungsbasis nach sich zieht. Raps- und Maisäcker z.B. blockieren über lange Zeit jeden Zugang zu möglicher Nahrung auf diesen Flächen. Den Mähwiesen und den Feldwegen kommt hier eine besondere Bedeutung zu. In Deutschland brüten etwa 50% der  Weltpopulation und Hessen bildet einen Siedlungsschwerpunkt in Deutschland. Wir tragen also eine besondere Verantwortung für diesen beeindruckenden Vogel im Vogelsberg.

Olaf Kühnapfel, NABU Wettsaasen

Foto: Olaf Kühnapfel

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